GUTE UNTERHALTUNG | GUTE NACHBARN | GUTE ZEIT | GUTES LEBEN 21 »In der Guten Stube bei …« Sabine Ebert Sie sind in Aschersleben geboren. Sind Sie Wann und an welchem Ort würden Sie gern inzwischen „echte Leipzigerin“? In Aschersleben bin ich zwar geboren, aber auf- gewachsen in Berlin. Nach dem Studium in Rostock verschlug es mich ins sächsische Frei - berg. Doch mit dem Vorhaben, einen Roman über die Völkerschlacht zu schreiben, kam sehr bald der Entschluss, nach Leipzig zu ziehen. Dieses Buch kann man nur hier schreiben. Seit sieben Jahren bin ich nun Leipzigerin und fühl- te mich vom ersten Tag an heimisch hier. Ich mag die Stadt sehr, ihr besonderes Flair, die Weltoffenheit der Menschen, ihre reiche Ge - schich te. Ich habe hier Freunde gefunden und eine treue Leserschar. Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Romane? Aus der Geschichte selbst. Sie ist so reich an er - staunlichen, ja fast unglaublichen Begeben hei - ten, so voller spannender Momente und Per so - nen. Ich muss nur den Quellen folgen - und manchmal auch den Rätseln, die sie aufgeben. Das ist für mich eine spannende Ent deckungs - reise, auf die ich die Leser gern mitnehmen möchte. Mein Staunen mit ihnen teilen. Es ist doch wichtig zu wissen, wie unsere Vorfahren lebten. Und das lässt uns auch die Gegenwart mit ganz anderen Augen sehen. In Ihrer erfolgreichen Hebammen-Reihe oder den Romanen um „1813“ und „1815“ entführen Sie Ihre Leser auf eine Zeitreise. leben? Anfangs wurde ich bei Lesungen häufig ge - fragt, ob ich gern im Mittelalter leben würde. Doch wer meine Bücher gelesen hat, der findet das selbst nicht erstrebenswert. So reizvoll die Vergan gen heit als Romansujet ist und so gern ich neue Orte kennenlerne, bleibe ich doch lie- ber, wo ich bin, räumlich und zeitlich. Wenn es ginge, würde ich die Zeit höchstens um weni- ge Jahre zurückdrehen – als die Menschen mit- einander redeten, statt nur auf ihre Handys zu starren und in einem echten Wald wandern gin- gen statt in einem virtuellen mit 3D-Brille. Wie stellen wir uns einen ganz normalen Arbeitstag einer bekannten Autorin vor? Den stellen Sie sich garantiert idyllischer vor, als er ist. Wenn ich nicht gerade auf Lesetour bin und im Scheinwerferlicht stehe, grüble ich zu Hause über den Quellen und raufe mir die Haare, oder ich bin ganz aufs Schreiben konzen- triert. Das sind Zeiten, in denen ich mich voll- kommen von der Welt zurückziehe, weil meine Art des Schreibens absolute Kon zentration erfordert. Also kein Glamour, keine Partys, kein Al ko hol, harte Arbeit von morgens bis abends, vielfaches Feilen an jedem Satz. Und immer den Abgabetermin im Nacken und den Gedanken, man könnte etwas noch besser ma chen. Doch natürlich habe ich auch Freude da ran, diese Geschichten zu erzählen, sonst wür de ich die Anstrengung nicht auf mich neh men. Journalistin und Bestsellerautorin Sabine Ebert Sie tauchen bei Ihrer Arbeit komplett in andere Welten und pendeln zwischen Re - cherche, Schreibtisch und Presse ter mi nen. Wie finden Sie zurück ins Hier und Jetzt? Es ist weitaus schwieriger, sich in die Ver gan - gen heit zu versetzen, als in die Gegenwart zu - rück zufinden. Man muss sich enorm viel Wissen aneignen, ehe die Gedanken in ferne Zeiten flie gen können und man dabei auch ein stimmi- ges Bild vor Augen hat. Doch ich sitze vom Com puter, inmitten der Stadt, in moderner Klei - dung und von modernen Dingen umgeben. Zusammen mit meinen Freunden aus dem Reenactment gehe ich gern mal für ein Wochenende auf Zeitreise nach 1813 oder ins Mittelalter. Doch abgesehen von diesen Momenten bin ich eine moderne Frau und lebe im Hier und Jetzt. Frau Ebert, wir danken Ihnen für das Ge - spräch.